Einladung zu einer Tour an der Cote
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Die östliche Riviera

Historische Reise an die Italienische Riviera anno 1890

Heute gibt es keine Grenze mehr zwischen der westlichen und der östlichen Riviera, nach über 2000 Jahren sind die Schlagbäume einem vereinten Europa gewichen, wo es so lange hiess Pass vorzeigen! und Haben sie etwas zu verzollen? - Welch ein Unsinn, im Nachherein betrachtet. Nungut, unsere Urahnen hatten es kaum besser, schon zu Zeiten der Neanderthaler gab es eine Niederlassung just an den roten Felsen von Menton, oder besser gesagt Mortola, denn die markanten Felsen Balzi Rossi mit den prehistorischen Höhlen liegen einige 100 Meter in Italien. In römischen Zeiten war die Grenze hoch auf dem Berg in La Turbie, wo noch ein Monument von einstiger Pracht des römischen Reiches übriggeblieben ist. Vor zweihundert Jahren gar erstreckte sich Italien auf das Gebiet bis westlich von Nizza, wo der Var ein natürliches Hindernis für harmlose Reisende war. Erst im 19ten Jahrhundert, nach der Revolution und mit dem Wohlstand des Nordens, bekam Frankreich das Gebiet bis Monaco und kaufte 1860 dem Fürsten die Region um Menton ab - deshalb ist Monaco nun kaum grösser als eine Briefmarke, dafür ist ein Zipfel Italien mit französischem Savoir Vivre gesegnet.

An der Grenze zwischen Frankreich und Italien Die Alpen kommen im Osten von Nizza der Küste sehr nahe, die Autobahn steigt wie die alte Römerstrasse gen La Turbie, und wir nehmen von Nizza einfach den Zug, obwohl es muss schon gesagt werden, wegen der vielen Tunnel ist kaum etwas zu sehen. So nennen sich die Nahverkehrszüge Metrazur - Metro und Azur.

Wir verlassen den Hafen von Nizza und nach einem ersten langen Tunnel schwenkt der Zug durch die Bucht von Villefranche, in der schon seit ewigen Zeiten Schiffe Zuflucht vor rauher See suchen. Ein weiterer Schwenk, ein Tunnel und wir sind in Beaulieu, wo ausgestiegen werden kann, um die Halbinsel Cap Ferrat und das ehemalige Fischerdörfchen St Jean zu besuchen, heute eine exklusive Wohngegend mit Villen bekannter Film- und Fernsehstars. Hinter Beaulieu wird die Küste von beängstigend steilen Bergen überragt, doch der Zug findet ein Loch und nach Cap d'Ail geht es in einen noch längeren Tunnel in dem der neuen Bahnhof von Monaco-Monte Carlo - wie eine U-Bahnstation - auf uns wartet. Das Fürstentum Monaco ist immer eine Pause wert, und sei es nur zum Shopping im Hypermarché Carrefour gleich ein paar Schritte neben dem Bahnhof. Monaco ist sauber wie die Schweiz, viel Polizei, Videoüberwachung und ein wenig Disneyland für Reiche und Tagestouristen von einem der zahlreich hier Station machenden Kreuzfahrtschiffe.

Endlich aus dem Tunnel bietet die Bucht von Roquebrune einen herrlichen Blick zurück auf Monaco. Ein weiterer Tunnel durch das Cap Martin und wir erreichen die Bucht von Menton! Hier hat die Côte d'Azur ihr Ende gefunden, der Zug fährt noch ein wenig weiter denn die französischen Staatsbahnen haben ihren grossen Grenzbahnhof im italienischen Ventimiglia.
San Remo im Westen der italienischen Riviera

Welch Leben in Italien! wo es in Frankreich vergleichsweise beschaulich zugeht. Die italienische Eisenbahn FS ist billiger als die SNCF, aber leider geht es auch hier immer noch durch unzählige Tunnel weiter, so dass einige Reize der Küste uns wohl auf ewig verborgen bleiben werden. Aber nein, von Deutschland, der Schweiz oder österreich können wir auch gut über Genua die Riviera erreichen, oder über den Grossen St Bernhard via Turin und Cuneo direkt nach Ventimiglia an die Küste vorstossen. Um San Remo herum gibt es einige nette Flecken, auch das Hinterland der italienischen Blumenriviera lädt mit romantischen Bergstädtchen Ceriana, Baiardo und Dolceaqua zu Ausflügen und Wanderungen ein.

Von Deutschland durch Italien an die Cote d'Azur ist oft die kürzere Route, aber kaum schneller oder billiger, leider. Allein die Autobahn zwischen Genua und Ventimiglia kostet über 20 Euro, mit 50 Euro kommt man bis zur Schweizer Grenze. Mit soviel Geld kann auch Zug gefahren werden, im klimatisierten Intercity kostet das Ticket von Milano über Genova nach Ventimiglia 23 Euro, oder ihr nehmt den Regional-Zug der Einheimischen, kaum langsamer aber ein echtes Schnäppchen. Vom Norden sind Verona, Torino und vor allem Milano und Genova die wichtigen Etappen auf dem Weg an die italienische Riviera. Und in Genua geht es dann richtig los, denn zu beiden Seiten liegen Rivieren: Levante und Ponente. Wir nehmen die Riviera di Ponente, denn sie führt uns Richtung Cote d'Azur! Zunächst durch die Vororte von Genova, am ehemaligen Stahlwerk vorbei, am Horizont Containerhafen und Flughafen ins Meer geschüttet, geht es nach Varrazze. Hier steigt ihr nur aus wenn fette Brecher an den Strand rollen, die bis 3 Meter hohe Wellen locken waghalsige Wellenreiter in dunklen Neoprenanzügen an den felsigen Strand. Nach einer knappen Stunde durchqueren wir Savona, eine farblose Industriestadt.

Dann, wir kommen wieder durch Tunnel, kündigt endlich Finale Ligure den Beginn der Blumenriviera an. In Finale gibt es eine Jugendherberge und schon zu Ostern ist der Ort voller junger Leute, denn das Geld für Sprit reicht noch nicht weiter für die Kids mit ihren Motorrollern aus Milano. Mit Pietra Ligure und Loano werden die Reisenden auf Urlaubsstimmung gebracht, im Sommer wandeln Urlauber im Mondlicht am Meer entlang, hier gibt es kaum Platz für eine Küstenstrasse, nur der Zug gleitet direkt am Wasser entlang. Von der Autobahn ist weit weniger zu sehen, entweder hoch über der Küste oder tief in Tunneln rauschen die Automobile vorbei. Und selbst der Zug verkriecht sich von Zeit zu Zeit tief in den Tälern und Tunneln. Bei Alassio und Albenga kommen wir dem Leben wieder näher, und einige Urlauber steigen aus im benachbarten Diano Marina, andere Reisende warten auf die Provinzhauptstadt Imperia.

über den Roya in Ventimiglia
Blick auf schneebedeckte Berge im Roya-Tal

Kaum noch etwas sieht man vom berühmten San Remo - im 21sten Jahrhundert ist das einspurige Eisenbahnnadelöhr San Remo beseitigt worden, ähnlich wie Monaco-Monte Carlo wird die Hauptstadt der italienischen Blumenriviera nur noch in einem Tunnel durchquert. Also kommen wir bei Ospedaletti wieder ans Tageslicht, fahren im palmenreichen Bordighera am Strand entlang ins schäbige Ventimiglia, denn da wartet bereits die französische Eisenbahn SNCF mit einem frischen Zug an die Côte d'Azur. Oder auch nicht, denn der letzte Zug geht schon vor Mitternacht. So kann uns ungewollt mehr Zeit für die italienische Grenzstadt bleiben und gleich am Bahnhof beginnt die quirlige Innenstadt. Vor allem Freitag vormittag ist hier die Hölle los, oder besser gesagt, internationaler Markt mit allerlei Händlern - klassich waren die falsche Rolex, gestohlene Textilien, nachgemachte LV Täschchen auf deren Beschlagnahmung sich der französische Zoll spezialisiert hatte ... aber im Rahmen der Integration in die Europäische Union auch zunehmend seriöse Angebote von zunehmend chinesischen Händlern die ihre Ware zunehmend selbst importieren. Ein Spaziergang an den Strand bringt nur dicke Kiesel zum Vorschein, der aus tiefen Alpentälern sich hier ins Meer stürzende Fluss Roya bringt kaum mehr Sand mit. So wenden wir uns der Altstadt auf dem Hügel am anderen Ufer des Roya zu, ein kleiner Steg führt hinüber und rasch ist die Höhe mit der Kirche erklommen, doch weder Aussicht noch Einsicht in das Treiben in der alten Grenzstadt wollen uns hier halten.

Palast mit Palmen
Hotel Angst in Bordighera

Wie viel besser lässt es sich doch im benachbarten Bordighera unter Palmen flanieren. An der alten Handelsstrasse zu Fusse der Seealpen reihen sich alte Paläste mit tropischer Vegetation in ihren Gärten und wetteifern mit Menton um den Preis des grünsten Fleckens an der Riviera. Noch Ende des 19ten Jahrhunderts gab es in Bordighera grosse Pflanzungen mit Palmen und der Maler Monet hat nicht wenige auf einer Serie seiner Bilder festgehalten. Von der ehemaligen Pracht wird einiges wieder restauriert und es gibt auch noch das Etablissement Kursaal an der langen Strandpromenade mit Panoramablick auf die östliche Cote d'Azur. Weit bessere Tage gesehen hat San Remo, aber neben deutschen Bustouristen verirren sich kaum noch Urlauber hierher, vom Charme alter Tage ist wenig geblieben, das Schlagerfestival ist der Klingeltonhitparade gewichen und die paar Quadratmeter aufgeschütteten Sandstrandes sind kaum der Rede wert und werden nur von findigen Fotografen ins rechte Licht gerückt. So ist San Remo wie viele andere berühmte Städte an der italienischen Riviera ein Ort zum Einkaufen der Bewohner aus den Bergdörfern geworden, als mondäner Urlaubsort kann es nicht mit den Stars der westlichen Cote d'Azur konkurrieren. Immerhin, passend zur Blumenblüte im Winter findet Ende Januar ein Korso mit Cosplay statt, ist diese Art italienischer Karneval vielleicht einen Abstecher wert?

Historische Reise an die Italienische Riviera (anno 1890)

Das Interesse, welches man so vielseitig meinem letzten Reiseberichte über Luftkurorte des Südens schenkte, veranlasste mich, einen solchen auch über meine diesjährige Reise zu bringen. Ich gebe nun im Folgenden meine Erlebnisse und Beobachtungen während meines Aufenthaltes an der Riviera:

Ich meine, diesen Bericht der naturforschenden Gesellschaft zu schulden, indem ich in der Lage zu sein glaube, manchen Irrthum aufklären und manche falsche Anschauung berichtigen zu können. Ich habe besonders vom sanitären und meteorologischen Standpunkte aus Beobachtungen gemacht, und diese haben den strikten Beweis geliefert, dass die Anschauungen über die Riviera doch noch vielfach falsche sind, und dass besonders der Lebensweise Manches im Argen liegt und Vieles geschehen muss, um den Menschen einen besseren Aufenthalt in jenen herrlichen Gefilden zu schaffen. Ich trat meine Reise theils aus Gesundheitsrücksichten, teils um mit meinen Arbeiten in meinem Park möglichst früh beginnen zu können, diesmal schon Mitte Januar Nachts 12 an, und zwar bei einer Kälte von 12 Grad Celsius. Ohne weitere Schmerzensgefühle nahm ich von dem in diesem Jahre für Deutschland so strengen Winter Abschied in der Hoffnung, demselben nicht wieder zu begegnen. Schon in Insbruck waren die Fenster vollständig abgethaut, und so traten wir bei einem herrlich klaren, fast schon italienischem Himmel im prächtigsten Sonnenschein die hochinteressante Fahrt über den Brenner an.

Ich begab mich über Verona nach Mailand, und von da (mittelst Expresszuges) nach Genua. Auf dem ganzen Wege, und zwar bis kurz vor Genua nichts als Schnee, fast wie in der Heimath, nur nicht im Gefolge mit jenen hohen Kältegraden. Wohlbehalten erreichte ich die herrlichen Gelände des Mittelmeeres un mit diesen das wunderbar gelegene Genua. Man erblickt beim Austritt aus dem schmutzigen Bahnhof gleichsam im grössten Contrast die jungfräulich herrlich tropische Natur, und wonnetrunkenen Auges meint man ein Märchen aus tausend und einer Nacht vor sich zu haben. Die vielen herrlichen Palmen, Agaven und viele andre immergrüne Pflanzen, welche sich anschickten, ihren Frühlingsschmuck zu entfalten, machen auf den Nordländer einen geradezu überwältigenden Eindruck.

Der Tag meiner Ankunft in Genua war ein Sonnabend. Er zeigte mir so recht jenen gewaltigen und hochinteressanten Verkehr, wie er eben nur Hafenstädten eigen ist. Um so recht das Leben und Treiben kennen zu lernen, nahm ich einen Wagen und fuhr nach dem 2 1/2 Stunden entfernten Pegli. Das möchte ich Jedem rathen, der hierher kommt, denn es gibt nicht so leicht etwas Interessanteres, als längs des Meeres auf dieser landschaftlich geradezu herrlichen Strasse mit ihren Tausenden von Villen, prächtigen Gärten und kleinen gewerbsthätigen Orten dahin zu fahren. Ich nahm im Grand Hotel Mediterrane Wohnung, das eigentlich einzige Hotel in Pegli, welches den Besuchern dieses Ortes empfohlen werden kann, denn es hat mässige Preise und einen prächtigen Speise- und Lesesaal.

An dieser Stelle sei gleich der zu wählenden Zimmer Erwähnung gethan. Unter allen Umständen ist darauf zu sehen, dass ein Kranker nur ganz nach dem Süden gelegene Räume bewohnen darf. Wenden wir uns zur Betrachtung des Klimas, der Wärme, Kälte, des Windes, alles bedeutungsvolle Dinge für die Genesung suchende Menschheit. Die meisten Reisenden nach Italien resp. an die Riviera glauben, dass man dort doch wohl bei den viel höheren Temperaturgraden entsprechend leichtere Kleidung tragen könne. Dies ist jedoch ein gewaltiger Irrthm. Das maritime Wetter ist oft sehr veränderlich und die Wärmeunterschiede an einem Tage sind oft recht bedeutend. Besonders leichtere Kranke sollen Ausflüge nach den in der Nähe liegenden sehenswerten Punkten recht oft unternehmen, da die Luft ausserhalb er nicht gerade sehr reinlichen italienischen Ortschaften immer noch besser ist als in diesen, und wird durch leichte Strapazen der ganze Organismus des Menschen gestärkt und somit Appetit und Schlaf gebessert werden.

Das Klima in Pegli ist eines der ungünstigeren an der Riviera, und wird wohl deshalb der Ort meist nur als übergangsstation benutzt. Die Umgegend von Pegli ist in der That herrlich zu nennen, und die Vegetation ausserordentlich üppig. Viele Palmenarten findet man in schönster Entwicklung, besonders aber die dort vielfach verbreitete Sagopalme Cycas revoluta. Der bedeutenste Park Peglis ist der der Villa Pallavicini. Ein Gang durch diesen Park bietet ganz eigene überraschungen, doch sind die Ansichten über seine wirkliche Schönheit sehr getheilt. Er muss mit ganz enormen Mitteln von dem genuesischen Patrizier Marchese Ignazio Pallavicini angelegt worden sein. Vom botanischen sowie von dem Standpunkt der heutigen Geschmacksrichtung aus betrachtet mag der Park zu wünschen übrig lassen, allein es ist zu bedenkenm dass er schon im Jahre 1846 dem Publikum geöffnet wurde. In der Hauptsache bilden die dort fast überall zur Verwendung kommenden Pinus Pinea und Pinus aritima den Hauptbestand der oberen Anlage, und es ist besonders die Pinus Pinea oder Pinie, die der italienischen Landschaft eigene Gepräge gibt.

Im Gegensatz zum Vorjahr stand bereits gegen Ende Januar Alles in voller Blüthe, und sind besonders Marshal Niel, Veilchen, Anemonen, Mimosen, Hyacinthen, Tazetten hervorzuheben, indem schon in der Mitte dieses Monats begannen, ihre Blüthen zu entfalten. Eine weitere Annehmlichkeit Peglis dürfte seine Lage sein. Man hat nämlich Gelegenheit, mit der Pferdebahn alle 10 Minuten nach Genua zu fahren, allein derartige strapaziöse Ausflüge dürften nur ganz kräftigen Personen zu gestatten seien und starke Winde in Genua weit heftiger auftreten.

Noch merklicher ist die Differenz aber zwischen Nervi an der Riviera di Levante und Genua, indem es in Nervi oft noch wärmer und ruhiger als in Pegli ist. Wandern wir nun weiter nach San Remo. Savona, der erste Ort, welcher schon ganz bedenklich unter dem Erdbeben von 1887 gelitten hat, ist so ziemlich wieder hergestellt, von da aber bis San Remo sind die Spuren der Verwüstungen so arg, dass man selbst den Bahnhöfen die furchtbare Katastrophe noch immer ansieht. Porto Mauricio, der Centralpunkt des Erdbebens, liegt fast vollständig in Schutt und gleicht mehr einem Trümmerhaufen als einer Stadt. Aus allen den Bahnkörper umebenden öl- und Orangenwäldern lugen kleine hölzerne Häuschen hervor. Ihre Bewohner lehnen im süssen dolce far niente meist an der Eingangsthür, den vorüberfahrenden Fremden freundlich anschauend. Die liebe Jugend aber läuft neben dem langsam fahrenden Zug, um einen Soldi bittend, her, und erfreut nicken die Alten dem Spender für die Liebesgabe dankend zu.

Ich sah San Remo zum letzten Mal vor vier Jahren und war entzückt, sie wiederzusehen. Wahrhaftig ein prächtiges Stück Erde mit ganz ausserordentlicher Vegetation,u nd jedwedem Reisenden zum Besuch zu empfehlen, da es bei schönem Wetter einen geradezu überwältigenden Eindruck macht. San Remo hält an der ganzen Riviera den Vergleich mit jeder dort existierenden Wintersttion aus. Es beweist dies am besten die üppige Vegetation der längs des Meeresstrandes angelegten Promenaden, insbesondere aber die auf denselben befindlichen Dattelpalmen, welche, mit jenen in Nizza verglichen, um vieles schöner und grösser sind. Im übrigen ist man erstaunt, in diesem rein vulkanischen Boden, welcher gar nicht danach aussieht, als ob etwas darin gedeihen könnte, eine solche Fruchtbarkeit zu finden. Doch nicht allein der Humus, sondern auch die höhere Erdwärme, in Folge des vulkanischen Untergrundes, desgleichen die allgemeinen Temperaturverhältnisse, welche nächst dem Klima von Cannes an der Riviera die höchsten sein dürften, erzeugen jene rapide Entwicklung der Pflanzen.

Die Riviera wird im Sommer von Südländern zur Benutzung von Seebädern viel besucht, und es ist besonders Pegli, wo viele Genuesen verweilen und Kühlung in den Fluthen des Mittelmeeres suchen. Im Winter lassen wir das Meer in Ruhe und widmen uns den schönsten, malerischen Gewächsen auf der Welt, den Palmen. Besonders Bordighera leistet fabelhaftes in seinen Palmenhainen. Ich unterlasse nun weitere botanische Reflexionen, indem ich fürchte, die geehrten Leser zu langweilen und wende mich in möglichster Kürze noch zu dem übrigen Theil meiner Reise:

Ich beschäftigte mich damals stark mit Entomologie und es bot Bordighera ein ganz besonders günstiges Feld, indem z.B. nur hier die kleine reizende Psyche apiformis reichlich vorkommt. Bekanntlich hatte das Erdbeben auch in Bordighera entsetzliche Verwüstungen angerichtet, was ich gleich bei meinem Austritt aus dem Bahnhof gewahr wurde, indem das von mir vor 4 jahren bewohnte "Grand Hotel Bordighera" noch in Schutt und Trümmern lag. Es machte das auf mich einen wahrhaft niederschmetternden Eindruck und besonders schmerzte es mich, den früher so herrlichen Garten in eine Wildnis verwandelt zu sehen. Der Zufall wollte es, dass ich den damaligen vermeintlichen Besitzer, einen Schweizer Namens Angst, in Bordighera traf und fühlte ich mich veranlasst, demselben mein Bedauern über seinen Verlust auszusprechen, was derselbe jedoch zurückwies, indem er nur Pächter des Hotels gewesen, seit Jahresfrist indes sein eignes Hotel besitze. Auf seine Einladung besuchte ich dasselbe und fand in der That, dass das neu erbaute Hotel besser als das frühere war und dass besonders die Anlage des neuen Gartens nichts zu wünschen übrig lies.

Von Bordighera begab ich mich kurze Zeit nach Nizza, Beaulieu und Monaco, indem ich es für gerathen erachte, mich in französischen Plätzen nur möglichst kurze Zeit aufzuhalten, da der Chauvinismus der Franzosen, wie bekannt, seltsame Blüthen treibt. Von Nizza zurückkehrend, besuchte ich das berüchtgte Monaco, resp. Monte Carlo. Schade um dieses Paradies, da an diesem vielleicht schönsten Ort der Welt allen Lastern Thor und Thür geöffnet sind. Mit diesen Bemerkungen schliesse ich meine Ausführung über die Riviera. Mit dem Morgens 8 Uhr von Ventimiglia abgehenden Schnellzug begab ich mich nach Lugano, wo ich abends gegen 9 Uhr eintraf.

Auszüge aus "Luftkurorte des Südens" von Hugo Köhler, Altenburg, 1890


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