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aktualisiert 10/2010

Menton und Bucht von Garavan

Schöne Riviera - Menton!

[ Surfen in Menton ] [ Moderner Tourismus ] [ Menton-Garavan ] [ Menton 2007 ]

Die kleine Stadt am italienischen Ende der Cote d'Azur ist seit Ender der 70er Jahre mein meistgeliebter Ort in Frankreich. Noch nicht lange Frankreich, erst 1860 haben es die Franzosen billig gekauft. War vorher Italienisch. Eigentlich heute wieder, denn die Lira war stark vor einigen Jahren und mit dem Euro sind die Inmobilienpreise nochmal happig gestiegen, da jedes Wochenende eine Invasion von Appartmentbesitzern und Motorradfahrern aus Norditalien einsetzt. Telefonino-Fans aus Milano oder Torino können wie zu Hause quatschen, und bevor sie hinter Cap Martin nach Monte Carlo entschwinden, zücken sie noch mal ihr Handy. Bip Bip Bip. Durchreisende gab es vor den steilen ins Meer sich stürzenden Bergen schon seit Menschengedenken. Vor -zigtausenden Jahren hausten Neanderthaler in Felsenhöhlen just bei der heutigen Grenze. Dann wechselten die Felsen oft den Besitzer, bis die moderne Europapolitik die Aufhebung der Grenzkontrollen erreichte und nun auch die leidige Geldwechselei endlich der Vergangenheit angehört.

Die Saison in Menton beginnt mit Events im Februar/März - dem fantastischen Zitronenfestival (16.2-05.03.2008), seit über 60 Jahren findet in Menton, zeitgleich mit dem Karneval in Nizza, ein Korso mit den gelben und orangenen Früchten, die einst den Wohlstand der Region um Menton begründeten, statt. Heute gibt es noch einige Zitronenbäume in den Gärten, aber die ausgestellten Früchte kommen aus Spanien. In der langen Tradition greift das Zitronenfest immer wieder auf Themen von Fernsehserien oder Kinofilmen zurück, nach Tim & Struppi und Märchen aus 1001 Nacht warten wir nur noch auf James Bond, der schon heisse Abenteuer in Menton erlebte, als er 1983 mit dem Motorrad einer Dame durch die Altstadt nachjagte.

Der nächste Anziehungspunkt im Kalender sind die Osterferien, wenn wintermüde Teutonen und bleiche Norditaliener in Scharen einfallen, um die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings vom Mittelmeer gespiegelt auf der Promenade de Soleil in sich aufzusaugen. Die Vegetation in den Gärten spriesst und blüht dann schon im vollen Gange, vornehme Italiener tragen noch ein letztes Mal ihre Winterkleidung spazieren, derweil wagemutige Nordländer sich ab April vor dem Sprung in die Wellen auf dem Strand wärmen.


Apropos Wellen und Strand, ein altes Problem in Menton wurde im Mitte der 90er Jahre ohne viel Beton gelöst: Der Strand zwischen Altstadt und Cap Martin ist einer nach Osten ziehenden Meeresströmung ausgesetzt und über die Jahre wurde der aufgefahrene sandige Strand fortgeschwemmt. Früher sorgten die kleinen Flüsse Borrigo, Carei und Fontan für sandigen Nachschub, aber seit selbst der Carei zu einem armseligen Rinnsal verkommen ist, bleibt der Sand für den Strand in der Kanalisation hängen.

Wellen brechen und Surfer reiten sie

 

Aufbauarbeiten am neuen Strand von Menton

Historische Fotos aus dem 19. Jahrhundert zeigen einige Kiesel zwischen den Felsen der Uferpromenade. Eine Postkarte aus den sechziger Jahren wiederholt das karge Szenario mit ein paar versprengten Sonnenschirmen und Kindern im Wasser. In den siebziger Jahren sind die Stadtväter auf den Dreh gekommen und haben Sand aufgeschüttet. Nicht viel zuerst, aber immer mehr bis etwa 1985. Nach Jahren des Sozialismus und der Strandpennerei wurde konservativ gewählt. Prompt liess der Wohlstand nach und der Strand wurde vernachlässigt. 1988 war es dann so weit: Mistral-Wellen spülten eines harmlosen Sommertages die letzten Strandgläubigen an die Mauer unterhalb der Promenade. In den 90er Jahren verschwand der letzte Sand, ja selbst die Kiesel wollten nicht mehr bleiben! Obendrein sorgte ein Inmobilienprojekt dort für ein tiefes Loch hinter der Strandpromenade wo sich einst die Jugend am Restaurant Helios getroffen hatte.

Nun da das Projekt mit Leben erfüllt werden sollte auch ein Strand vor der Haustür sich finden musste. Also wurden Steine aus den Bergen gesprengt im Meer versenkt für Wellen die sich brechen und Surfer auf langen Brettern an den Strand tragen. Landratten schätzen Erdhaufen unter die Promenade geschüttet und mit dunklen Kieseln belegt die im Sommer mit viel Sonne beschienen nur mit festem Schuhwerk ohne Schaden begehbar sind. Was erst wie die Bauarbeiten für einen Flugplatz aussah ist ein über 20 Meter breiter Strand geworden! Das künstliche Riff funktioniert gut und erzeugt saubere Wellen ab 50 cm Seegang! Zahlreiche Fische und Seeigel haben den neuen Lebensraum rasch angenommen. Einmal bin ich beim Schwimmen bei den Bojen einer Gruppe grosser Fische begegnet, offenbar waren sie an den kleinen Fischen interessiert.

Der Juni ist der Monat des Gartens in Frankreich. Und Gärten hat Menton fantastisch und viele! Angefangen mit einem botanischen über subtropische und exotische Gärten zum Olivenhain und geheimnisvollen Wacholderwäldchen findet sich für jeden Geschmack etwas in der Bucht von Garavan. Die üppige Vegetation wirft nach einem regnerischen März neue Blüten aus. Einige der besten Gärten sind in das Programm der regulären Führungen aufgenommen worden; hier finden sich Highlights wie Plateau St Michel, Gärten Fontana Rosa, Fondation Alphons Barriquand und Serres de la Madonne. Nähere Info beim Touristenbüro im Palais de l'Europe, keine fünf Minuten vom Bahnhof in Richtung Strand. Irgendwas blüht immer in Menton, hat die Stadt doch wiederholt den Preis als blumenreichste Stadt Frankreichs eingeheimst.

Vor schneebedeckten Alpen, Menton aus der Luft

In den 80er Jahren war Menton noch eine Zuflucht der vom Touristenrummel so geplagten Cote d'Azur. Im 21sten Jahrhundert treibt die VerPaulisierung der Fussgängerzone immer mehr Einheimische in öde Einkaufszentren am Stadtrand. VerPaulisierung ist mein Begriff für den Prozess wenn in einer funktionierenden Innenstadt Läden ihr Sortiment auf Touristengedöns umstellen weil die Umsatzrendite für Provence made in China grösser als für den täglichen Bedarf der hier lebenden Bevölkerung ist. Der Name stammt von dem ärmlichen Bergdorf St Paul bei Vence wo Herdentouristen durch die Gassen zockelnd ein immer wieder gleiches Andenkensortiment bestaunen. Die Fussgängerzone im Bereich der Altstadt von Menton ist bereits dem Touristenschnickschnack geopfert worden. Anscheinend ist es für Italiener obligatorisch, ein Stück Frankreich mitzunehmen. Wirkliche internationale Reisende interessieren sich eher für Stätten der modernen Kultur wie Cocteau's Museum und Le Corbusiers Hütte [in Cap Martin].

Postkarte aus Menton, Juli '98

Um die Ernährung internationaler Touristen sorgen sich McDonalds und Haagen-Dazs gleich neben der verspielt romantischen Markthalle, in der man mit etwas Glück lokale Spezialitäten wie Socca und Tourte aux Blettes für wenige Euros kosten kann. Nach den 90er Jahren der Verwahrlosung erstrahlen der Place St Roch und umliegende Strassen in neuem Glanz, nicht zuletzt weil die schattigen Platanen durch schüchterne Bäumchen ersetzt wurden. Die neuen Appartmentblocks am Strand sind von italienischen und flämischen Namen auf den Briefästen belegt und die Läden im Erdgeschoss - neben den allgegenwärtigen Handy-Shops auch ein Schuhladen namens Helios(!) - erfreuen sich reger Kundschaft. Den Platz am Bar-Tabac La Regence ziert eine klobige Steinskulptur tagsüber von Wasser übersprudelt nachts mit farbigem Licht ist das Verkehrshindernis angeleuchtet. In der Utopia Bar am Palmen-Rondell regeneriert sich das in den 90er Jahren verscheuchte Leben, aber die aus den geburtenstarken Jahrgängen genährte Jugendscene der 70er und 80er Jahren wird nicht wiederkommen.

Noch in den 80er Jahren sorgte die Ferien-Sprachschule EF für junges Blut in der Seniorenstadt, aber seit die EF Gastfamilien ins Gerede gekommen sind, selbst die örtliche EF Schule wurde abgerissen, da haben sie Menton ganz aus dem Programm gestrichen. JahTours ist seit den 70er Jahren aktiv und bringt zum gemeinsamen Campingurlaub junge und junggebliebene Besucher an die Cote. Für die lokale Jugend gibt es neben zahlreichen Schulen auch einen Ableger der Universität von Nizza, es wird an Biotechnologie geforscht und in dieser stimulierenden Umgebung hoffen wir auf weitere neue Technologien. Nicht wenige Mentonesen allerdings fahren jeden Tag nach Monaco zur Arbeit, dort wird im Tourismus der Luxusklasse, aber auch in Banken und der Parfumherstellung, oder bei Polizei und im Shopping-Center Carrefour gearbeitet.

Nach dem heissen Sommer schliessen weitere kulturelle Aktivitäten den Reigen der Veranstaltungen, so gibt es Führungen zu Häusern wo bekannte Schriftsteller in Menton gelebt haben, oder die zumindest auf einem der sehenswerten Friedhöfe begraben sind. Von ersteren gibt es nicht viele, das bewegte Leben der Bohéme liess ein langes Verweilen nicht zu. Immerhin einige Jahre blieben Blasco Ibanez, verantwortlich für den Garten und die Villa Fontana Rosa, und Ferdinand Bac, der den Garten Colombieres ausstaffierte. Keinen Garten gebaut, sondern einen beschrieben hat Katherine Mansfield am Ende ihres kurzen Lebens. Sie wohnte in einem kleinen Haus an der Bahnlinie in Garavan. In den 80er Jahren hatte ich Gelegenheit, einige Tage in diesem Haus zu verweilen und ich fand die Umgebung sehr anregend, vor allem die leichten Erdbeben, die durch vorbeifahrende Züge verursacht werden, seit 1996 fährt der TGV von und nach Paris am Haus vorbei.

TGV im Bahnhof von Menton

Die Bahn hatte mich gegen Ende der 70er Jahre an die Côte gebracht, mit Inter-Rail über Avignon und Nizza nach Menton, eigentlich wegen der Jugendherberge, aber wegen demographisch bedingter überfüllung an den Strand für viele Nächte und folgende Jahre, die besten mit Jahtours International. Seit 1988 sind wir auf dem Camping Municipal, dem Zeltplatz St Michel gleich oberhalb vom Bahnhof. Wem die Stufen hoch zum Camping St Michel nichts ausmachen, der wird für Wanderschuhe viel lohnenswertes Terrain finden. Hinter Menton geht es steil in die Berge, die Dörfer Roquebrune, Gorbio, Ste Agnès, und Castellar sind über alte Treppenwege und Wanderpfade recht schnell zu erreichen und die Wanderroute von Garavan über Ormea nach Sospel bietet einen grandiosen Panoramablick auf Menton und das Fürstentum Monaco, an seltenen klaren Tagen gar bis Korsika.

In den 90er Jahren hatte ich westlich von Nizza in Villeneuve-Loubet gewohnt und die ersten Webseiten über die Côte geschrieben und mit Photos versehen, aber das Internet war in den Kinderschuhen damals. Nun sind wir nach einem Abstecher in Amerika im befreundeten Baden gelandet und besuchen Menton alle paar Monate, so im Winter 99/2000 zur Hochzeitsreise und jedes Frühjahr zum traditionellen Formel 1 Grand Prix in Monaco und natürlich im Herbst wenn es in Deutschland garstig Wetter hat. Wir sind sehr glücklich nun wieder mehr Zeit für diese wundervolle Stadt zu haben, nicht ohne Grund wird Menton die Perle der Côte d'Azur genannt. Bis bald in den Strassen oder am Strand von Menton? Wir laden alle ein, dieses Kleinod der französischen Riviera zu entdecken!

Menton aktuell 09-2010:

In der Nähe der Markthalle wird nun das neue spektakuläre Museum gebaut, welches künftig Busladungen souvenirhungriger Touristen in die nahegelegene Fussgängerzone schwemmen soll. Nach St Paul de Vence und Eze wird auch Menton das Schicksal der pitoresken Cote ereilen?

Menton aktuell 06-2007:

Im Mai 2003 war Menton in den internationalen Nachrichten, allerdings nicht für gelungene Blumendekoration der städtischen Grünflächen, sondern weil die Pest der Meere, ein ölfrachter, ein wenig von der Ladung ins Meer nicht weit der französisch-italienischen Grenze verloren hat. Diese Frachter gehören meist Leuten die in Monte Carlo protzig mit Yacht und Rolls Royce herumfahren, und hätte der ölteppich denn die Küsten des Fürstentums erreicht, wäre der Aufschrei sicher gross gewesen. So hat das klebrige schwarze Zeug nur die Strände der Gartenstadt Menton verschmutzt, einige Klümpchen sind immer noch in den grauen Kieselsteinen, aber immerhin darf der Strand seit 27. Mai wieder genutzt werden, denn ganze zwei Wochen war es verboten, sich an den populären Stränden der Altstadt und zwischen Casino und Bastion zu sonnen, oder gar im Meer Erfrischung zu suchen. Die Küste hat die Mini-Verschmutzung gut überstanden, die meisten der schmutzigen Kiesel wurden in Container irgendwo ins Hinterland verfrachtet, Fische tummeln sich zwischen den Felsen des künstlichen Riffs, an italienischen Feiertagen ist der Strand nun wieder voller Badegäste.

Etwas erfreulicheres ist der "Monats des Gartens", ein reichhaltiges Angebot von Veranstaltungen (Tage der offene Tür Ende Mai) und Führungen (Juni) präsentieren die verschiedenen Garten-Stile in Menton. Bisher der öffentlichkeit nicht zugängliche Gärten wurden 2003 neu in das Programm aufgenommen (z.B. Hotel Imperial), und weitere sollen folgen. Immer wieder sehenswert, der nun von der Stadt Menton renovierte Künstlergarten Fontana Rosa, wie auch die Pflanzenpracht des botanischen Gartens, beide in der Bucht von Garavan. Allerdings sind im Juni hier im Süden nur wenige Blumen in Blüte, die bunte Pracht verteilt sich gleichmässig über das ganze Jahr, ja selbst Gewächse von der Südlichen Hemisphere wurden akklimatisiert, um gerade im Winter den Gästen der Belle Epoque eine aktive Vegetation bieten zu können. Damals begann die Saison im Oktober und endete mit den Sonnenstrahlen des Mai, denn die Hitze des mediterranen Sommers war den Herrschaften, die sich vor 100 Jahren den Urlaub hier leisten konnten, schier unerträglich. Nun ist es eher umgekehrt, im Winter ist Menton ein ruhiges Städchen mit einem Durchschnitts Alter von weit über 60 Jahren, in der warmen Jahreshälfte strömen tausende italienische Tagesurlauber aus Norditalien an die französische Küste und erfüllen den Strand und die Promenade mit neuem Leben.

 - Jah Bernhard Kockoth, Karlsruhe/Baden 2007


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